Fleischesser sind Menschen zweiter Klasse?!

Thema Fleischesser vs. Vegetarier/Veganer.
Vor ein paar Jahren durfte man noch überall rauchen. Irgendwann gab es eine Wandlung und heute sieht man Raucher in irgendwelchen Ecken stehen.

Irgendwie habe ich das Empfinden, dass die selbe Entwicklung nun mit Fleischessern geschieht, die ich liebevoll Fleischfresserchen nennen möchte.

Darf ich das als Vegetarier? Denn eigentlich herrscht Krieg zwischen Fleischfresserchen und Vegetariern/Veganern, könnte man manchmal meinen.

Immer wieder bekomme ich Diskussionen zwischen diesen beiden Lebenseinstellungen mit. Dabei machen beide Hackfleisch auseinander. Selten erlebe ich eine gegenseitige Akzeptanz und Verständnis. Die Seiten scheinen verhärtet zu sein.

Wir haben monatelang mit Fleischessern zusammen gelebt. Wir saßen mit ihnen gemeinsam am Feuer, an dem die zuvor ausgenommenen Tiere gebraten wurden. Unsere ganze Geschichte findest Du hier:

In erster Linie sehe ich Menschen vor mir. Menschen, wie ich einer bin. Ich bin nicht besser als sie, nur weil ich keine Leichenteile esse. Ich mache andere Dinge, die destruktiv sind.

„Wer ohne Makel ist und alles perfekt macht, kein Leid verursacht, werfe den ersten Stein!“

Ich habe Fleisch gegessen. Es war ein Weg, der mich herausgeführt hat. Mein Weg. Er hat so lange benötigt, wie ich innerlich bereit sein konnte oder wollte.
Genau das gestehe ich anderen Menschen zu. Das ist nicht leicht. Weil ein Tier sterben muss. Und doch entscheide ich mich dazu. Weil ich vertraue, dass jeder Mensch seinen Plan hat und seine Lektionen. Man kann Gras nicht ziehen, damit es schneller wächst. Das gilt auch hier. Alles muss werden können.

Weg

Letztlich tragen wir alle die Verantwortung für uns selbst. Ich bin nicht verantwortlich für die ganze Welt. Ich bin es für mich! Das kann entkrampfen.
Ich sehe mich als Inspirationssäule. Jemand, der tut was er tut und damit Stein zum Anstoß sein kann. Dem einen bricht es den Zeh und er regt sich fürchterlich auf und bekommt Schmerzen. Der andere macht etwas anderes draus. Mehr ist nicht meine Aufgabe und auch nicht meine Verantwortung.

Ich darf von mir ein ethisches Leben erwarten. Und ich entscheide für mich, was ethisch ist. Ich kann meine Ethik aber nicht anderen überstülpen und meine Wahrheit zur generellen aufwerten. Ich darf in meinen Augen nicht von anderen erwarten, dass sie wie ich denken oder fühlen. Sie sind nicht ich. Und ich bin nicht sie. (Was für ein Deutsch!)

Was ich damit ausdrücken möchte:
Missionieren kann man aktiv oder passiv.

  • Aktives missionieren kann mehr zerstören, als das zu bewirken, was man eigentlich im Sinn hat. Denn es drückt dem anderen einen „richtigen“ Weg auf.
  • Passiv wirkt es einfach für sich. Der andere hat die Möglichkeit, sich das rauszuziehen, was für ihn in dem Moment passt. Es ist authentisch und lässt dem anderen Freiheit. Es ist in meinen Augen der respektvollere und achtsamere Weg und auch effektiver. Gleichwohl es vielleicht länger benötigt, um eine Veränderung zu bewirken. Sie wird aus dem Herzen des Menschen entschieden und ist daher nachhaltiger, als würde er es nur tun, weil er sich gedrängt fühlt.

Was ist mit den Menschen, die immer Fleisch essen werden?

Es gibt Menschen auf der Welt, die immer Fleisch essen werden. Sind sie deswegen weniger liebenswert?
Jäger und Metzger töten sogar Tiere! Sie berauben sie des Lebens. Sind sie deswegen grausame und nicht liebenswerte Menschen?

Ich sage dazu entschieden: NEIN! Sie machen etwas grausames und Tierleben verachtendes. Ohne Frage.
Aber das macht auch jemand, der achtlos Plastik konsumiert, Müll produziert und unreflektiert in anderen Bereichen lebt.

Wir alle hinterlassen eine Spur auf dieser Erde. Einen (ökologischen) Fußabdruck. Die einen verbrauchen unnötig Strom und bewirken, dass mehr Windkrafträder erbaut werden, die die Natur verschandeln, Tiere verunsichern und in den Tod treiben. Viele Vögel sterben an diesen Windrädern!
Wieder andere fliegen mehrfach im Jahr um den halben Planeten und verpesten die Luft und den Boden durch das Kerosin, was auch wieder eine Auswirkung hat auf die Tier und Pflanzenwelt.
Ein Veganer kauft sich ein Smartphone, für das Bodenschätze geraubt wurden usw. usw. usw.

Wir alle belasten mit unserem Gewicht die Erde auf der wir stehen. Alles was wir tun, hat Auswirkungen auf das, was uns unmittelbar umgibt und darüber hinaus. Alles ist mit allem verbunden. Nichts steht oder fällt für sich alleine.

Es gibt wundervolle, herzliche Menschen, die Fleisch essen und ansonsten einen sehr leichten Fußabdruck hinterlassen.
Es gibt Veganer, die kein Fleisch essen, dafür aber einen fetten Fußabdruck hinter sich haben. Alles ist möglich und ein Urteil darf sich jeder nur für sich und seine eigene Nase erlauben, finde ich.

Ich suche meine Freunde nicht danach aus, ob sie rauchen, Fleisch essen oder ihren Namen tanzen können. Ich suche sie nach ihrem Herzen aus. Und vertraue. Und gestehe zu, habe Geduld. Auch wenn mir das nicht immer leicht fällt.

Und ich danke allen, die diese Geduld mit mir hatten. Die durch ihr Vorleben einen Umdenkungsprozess in mir bewirkt haben. Nicht durch den erhobenen Zeigefinger, sondern mit Liebe. Denn nur Liebe ist es, was Veränderung bringen kann. Nur die Liebe.

Gründe für Ignoranz

Warum können Menschen das Leid, was Tieren bei einer Tötung zugefügt wird, ausblenden?

Wir haben als Gesellschaft den Bezug dazu verloren. Ganz einfach finde ich! Kaum einer muss das Tier selbst schlachten. Dafür gibt es den Beruf Metzger. Er macht sich die Hände blutig. Der Fleischkonsument holt das unblutige Schnitzel fein verpackt an der Fleischtheke ab. Oder bekommt es im Restaurant fertig zubereitet auf einem Teller serviert.

Da ist kein Leben mehr, was in Bezug gebracht wird, zu diesem leblosen Stück Fleisch. Vielen ist nicht einmal mehr bewusst, dass es ein Tier war.

So essen Kinder Wurst, ohne zu wissen, dass das verquirrlte Leichenteile sind, die in Darmschlingen verpackt wurden. Wäre uns bewusst, dass manche Wurst in etwas drin ist, wo zuvor Stuhlgang seinen Weg gefunden hat – oder das Blutwurst wirklich aus Blut gemacht wurde…wer weiß, wieviele es dann doch lieber ungegessen liegen lassen würden?

Ein Selbstversorger kennt seine Tiere. Er zieht sie auf und nimmt ihnen das Leben. Davor habe ich einen großen Respekt! Wer dem Hasen, den er zuvor aufgezogen hat, das Fell abzieht und mit dankbarem Herzen essen kann – der hat auf jeden Fall mehr begriffen, als jemand, der das tote Tier nur im Supermarkt käuflich erwirbt.

Meine GEschichte

Ich bin mit etwa 12 Jahren Vegetarierin geworden. Ich bin an einer Metzgerei vorbeigelaufen, bei der die Garagentür offen stand, als die Kuh tot auf dem Boden lag. Überall floß das Blut und mein Schulfreund stand an einer Maschine, bei der Wurst gemacht wurde. Also eine gequirlte Masse in einen Darm eingefüllt wurde.
Damals wurde mir mit einem Schlag bewusst: Das will ich nicht essen! Das ist ein Tier! Es wurde getötet! NEIN!

Ich war dann einige Jahre Vegetarier, obwohl meine Eltern weiterhin Fleisch und Wurst aßen. Mit etwa 17 Jahren hat sich das Kuherlebnis jedoch verflüchtigt und ich liebte Chicken Nuggets. Ich konnte es in mir verdrängen, dass es einmal ein Huhn war.

Als ich dann 28 Jahre alt war, wurde ich erneut Vegetarierin und bin es bis heute.

Alternativen

Ich esse ab und zu diese seltsamen Fleisch und Wurstersatz Sachen. Mir geht es dabei nicht darum, dass ich es ersetzen möchte. Sondern ich mag den Geschmack. Und ich bin erstaunt, wie nah es dem Geschmack von tierischer Wurst und tierischem Fleisch kommt.

Daher würde ich jemandem, der Fleisch isst, den Tipp geben, diese Dinge auszuprobieren. Vielleicht schmecken sie Dir ja genauso gut wie das „Echte“?
Und wenn dem so ist, dann kannst Du dazu beitragen, dass kein Tier mehr (direkt) wegen Dir leiden und sterben muss.

Man ist was man isst – Man ISST was man ist

Ich glaube da ist viel dran.
Ich habe folgende Überzeugung:
Jemand der Fleisch isst, was in einer Schlachterei getötet wurde und kein freies und artgerechtes Leben gelebt hat, der wird genau diese Informationen mit dem Muskelfleisch und dem Fett des Tieres aufnehmen. All die Angst und Panik ist in den Zellen des Tieres enthalten. Ganz abgesehen von den Antibiotikas und Hormonen, die diese Tiere bekommen.

Ein Jäger, ein Selbstversorger, der dem Ganzen mit Achtung und Respekt begegnet und ein Tier aus artgerechter Haltung tötet, ohne dass das Tier Angst haben muss oder gequält wird, wird ein anderes Fleisch essen, als erst genannter Mensch.

Ich sehe einen Unterschied zwischen dem, der dem Tier das Leben selber nimmt, der das Tier unter Umständen kannte und auch lieb hatte und dem, der es einfach nur „konsumiert“.

Als ich in der Wildnis war und vor der Entscheidung stand mein Leben in eine Position zu bringen, in der ich entscheiden muss zu verhungern oder einem Tier das Leben zu nehmen, damit ich leben kann, war das nicht einfach.
Wir lebten monatelang in den Wäldern Nordamerikas und ich hatte mit mir selbst die Abmachung: Wenn ich wirklich nicht mehr anders kann, dann töte ich ein Tier, um zu überleben.
Das hatte eine unfassbare Tiefe und viel in mir bewirkt, obwohl es nie dazu gekommen ist.
Ich wäre dem Tier unendlich dankbar gewesen und hätte es mein Leben lang in mir getragen.

Denn das ist es, was ich glaube. Wer ein Tier isst, nimmt das Tier in sich auf – auf irgendeine Art und Weise die rational nicht nachweisbar ist.

Bevor wir in die Wildnis gezogen sind, hat mich eine Aussage einer Frau sehr berührt, was das Thema Fleisch essen angeht. Sie sagte:
„Wenn ich ein Reh esse, nehme ich das Tier in mich auf. Es wird ein Teil von mir und das Reh ein Teil von mir. Es lebt in mir und mit mir weiter. Gehe ich dann an meinen Platz und habe Stuhlgang und scheide also das gegessene Reh aus, dann dünge ich den Boden, es wächst eine Pflanze, die ein anderes Reh wiederum fressen kann. Ein Kreislauf entsteht. Sterbe ich irgendwann einmal selbst und die Anteile der Tiere in mir ebenso, also die Tiere, die mich und meinen Körper genährt haben, dann wird auch das zu Dünger und ein Ort für eine Pflanze, die wiederum für andere Wesen Nahrung oder Lebensort werden kann.“

Diese Worte haben mich tief berührt. Und es kam in mir zu einem Verstehen abseits meines Verstandes.
Und es war noch zu abstrakt, als das ich es hätte schaffen können, einem Tier das Leben zu nehmen. Und doch hat es mich näher an meinen Ursprung gebracht als alles andere in meinem Leben. Es hat einen Ton in mir zum Schwingen gebracht, der nur ganz leise klingt, der mir unbekannt ist – weil ich bereits zur degenerierten Generation gehöre.

Ich glaube an einen Kreislauf in der Natur. Daran, dass Tiere sich hingeben in den Tod, damit andere leben können. Urvölker leben das. Für uns sieht es aus, als würden sie, das Leben der Tiere nehmen. Doch bei ihnen bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich so ist. Nicht nachdem ich das Buch gelesen habe, in dem beschrieben wird wie z.B. Aborigines jagen.

Ich glaube dieses Thema ist sehr komplex und nicht allgemein zu betrachten. Es gibt Menschen, Völker, die von der Jagd abhängig sind. Und wenn wir davon ausgehen, dass die Menschheit Jäger und Sammler war und dort unser Ursprung liegt, dann haben wir heute den (vermeintlichen) Luxus vegan/vegetarisch leben zu können.
Doch bei allem wo der Mensch in die natürlichen Kreisläufe eingreift, sollte uns bewusst sein, dass es meistens von Nachteil war, wenn das der Mensch bisher gemacht hat.

Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einem artgerechten Leben! Was ist artgerecht für mich?

Stimme für die Tiere

Ich finde es wichtig und richtig, dass man den Tieren eine Stimme gibt und ein Bewusstsein schafft für das Leid, was ihnen angetan wird.
Dabei verliere ich nicht aus den Augen, dass jemand, der für das Leid eines Tieres verantwortlich ist, sich das auch selbst zufügt.
Warum verletzen sich Menschen damit selbst? Warum fügen sie sich das zu?

Es ist so wichtig, dass wir uns selbst wichtig sind und uns lieben. Denn nur in dem Maß, wie wir uns selbst lieben und schätzen, werden wir das im Außen tun können.
Menschen, denen es bewusst ist, welch Leid sie Tieren zufügen und das nicht ändern, bei diesen Menschen zweifle ich daran, dass sie sich selbst wirklich wahrnehmen und lieben.

Ein Mensch, der Teile einer Tierleiche essen möchte, der sollte meiner Meinung nach fähig sein, diesem Tier zuvor in die Augen zu schauen und selbst Hand anlegen und dabei sein, wenn der Lebenshauch diesem Tier entfährt. Er muss in meinen Augen fähig sein, zu töten, Leben zu nehmen.

Ich bin dafür, den Tieren eine Stimme zu geben, jedoch mit Achtung und Respekt auch dem Menschen gegenüber.

Wie Du siehst, ist das ein Thema, was mich selbst sehr bewegt. Danke, wenn Du Dir bis hier her Zeit genommen hast und meine Gedanken gelesen hast. Was denkst Du darüber?

Abschlussgedanken:

Es gab eine Zeit, in der das Rauchen immer verpönter wurde. Heute stehen Raucher im wahrsten Sinne des Wortes in der „Ecke“. Manchmal habe ich das Gefühl, sie sind damit etwas an den Pranger gestellt und es fällt viel mehr auf, als früher, wenn jemand raucht. Weil es offensichtlicher ist.
Und ich habe den Eindruck, dass sich der eine oder andere Raucher unwohl fühlt damit.

Vielleicht wird das immer mehr auch mit dem Thema Fleisch“konsum“. Das es die Regel wird kein Fleisch zu essen und dadurch viel mehr auffällt, wenn man Fleisch isst?
Ich bilde mir zumindest ein, kleine Parallelen hier in der Entwicklung zu sehen.

Wie geht es Dir mit diesem Thema? Was sind Deine Gedanken dazu?

Authorline

8 Comments

  1. Mir schmecken vegane Gerichte am Besten. Und ich fühle mich damit am Wohlsten. Trotzdem esse ich mehr oder weniger regelmässig Fleisch. Kaufe ich es selbst (vll 1-2mal im Jahr), dann bin ich sehr streng und hol’s bei einem bestimmten Metzger (Weidetiere, artgerechte Tierhaltung, …). Esse ich es im Restaurant oder wenn ich zu Besuch bin, dann bin ich komischerweise völlig undiskriminiert und esse Fleisch, von dem ich weiss, dass es von gequälten kranken Tieren kommt. Ich verstehe mich selbst nicht und kann mit niemandem drüber reden. Denn die Leute sind entweder Veganer oder Fleischis. Und ich bin weder noch…
    Was mich auch an rein veganer Ernährung stört ist das Supplementieren. Also wir sind abwechslungsreich genug, sodass uns theoretisch am Ehesten B12 fehlen könnte. Ich recherchiere wie doof und finde keine Alternative zum Supplementieren. Ich spiele im Moment mit dem Gedanken, freilaufdnde Hühner zu halten. Und ab und zu eins zu essen und dann versuchen, ansonsten vegan zu leben (aber wir würden schon die von den Hühnern liegengelassenen Eier essen). Aber bringt das überhaupt was B12-mässig? Ich werde da einfach nicht schlau. Den Infos zufolge könnte es ja sogar reichen, ungewaschenes Gemüse vom eigenen Anbau zu essen. Aber alle bewegen sich in der Theorie, keiner weiss was Richtiges. Vielleicht hat hier jemand Anregungen oder Infos für mich.

    • Hallo Kiki

      Was vielen nicht bewusst ist. Auch Fleischesser haben einen Vit 12 MANGEL. Es wird bei den Vegan/Vegetariern eher gesehen, weil die bewusster hinschauen und nachprüfen.
      Vit 12 Mangel haben daher ALLE – auch die die Fleisch essen. Denn Vit B 12 ist hitzeempfindlich und geht kaputt, wenn Fleisch z.B angebraten wird.
      Es ist eher im Hackfleisch in roh Form – wer isst das aber noch?
      Daher ist es eigentlich wichtig, dass alle supplementieren – es sei denn man isst viele Produkte, in denen es zugefügt wurde (und das ist in sehr vielen Dingen der Fall).

      LG Die Line

      • Danke Line.
        Das, was du sagtest, weiss ich mittlerweile auch. Dem Fleisch wird B12 zugesetzt. Wahrsch. nicht beim Weidefleisch. Kann ich aber nicht sagen. Dass Fleischis auch B12-Mangel haben können, ist mir klar. Aber heisstes nicht, die vegane Ernährung habe gar nicht erst verwertbares B12? Also null? Das bedeutet, vegan geht NUR mit supplementieren. Aber ist das wirklich so? Und wenn ich nicht supplementieren will, was kann ich tun? Was mindestens essen? 1 Ei pro Monat? Oder muss es Fleisch sein? Hm… Da weiss irgendwie keiner viel zu oder will drüber reden. Wie im Kommentar unten sehr schön geschrieben: oft sind die Fronten verhärtet. Leider.

        • Vit B 12 kann man nicht künstlich herstellen. Darum finde ich es nicht weiter schlimm es zu mir zu nehmen. Ich mache mir da als Vegetarier eher die Gedanken bei Eisen –
          B 12 ist in den Dingen enthalten, die einen „Verwesungs oder Gärungsprozess“ unterliegen. In Sauerkraut, Erde und toten Tieren.
          In Eiern ist es, weil es dem Futter der Hühner beigefügt wird meines Wissens.
          Also wie gesagt – da es nicht künstlich oder chemisch hergestellt wird – also keine Chemie ist – mach ich mir da keine Gedanken.
          Wir haben versucht B 12 durch Lebensmittel zuzufügen – aber gerade wenn man einen Mangel hat und den erstmal auffüllen muss – ist das fast unmöglich.
          LG die Line

  2. Ein sehr schön geschriebener Beitrag zu diesem Thema. Zwischen Veganern/Vegetariern und Fleischessern ist ja mittlerweile geradezu ein Kampf entfacht. Da gibt es nicht „die militanten Veganer“, denn ebenso sind unter den Fleischessern solche zu finden, die ohne Feingefühl für diese Diskussion ihre Meinung in die Welt tragen und alles andere als konstruktive Kommentare auf Facebook und Co. schleudern, wo die Diskussionskultur ohnehin ein reines Desaster ist. „Darauf erstmal ein Schnit…“ Ich will gar nicht anfangen, solche Leute zu zitieren…

    Es macht mich sehr traurig zu sehen, wie sehr sich die Menschheit allerorts in zwei Lager spaltet, viel zu oft ist es ein Gegeneinander, viel zu oft muss man unbedingt und um jeden Preis die eigene Weltanschauung als die einzig wahre verteidigen, sich erhaben fühlen.

    Ja, ich empfinde insgeheim ein bisschen Verachtung bzw. Ekel, wenn ich jemanden in der Fußgängerzone einen McDonald’s-Burger essen sehe. Oder generell, wenn ich beobachte, wie Leute scheinbar völlig gedankenlos dem Fleischkonsum frönen, der wie jeder andere Konsum auch billig sein soll. Manchmal möchte ich die Leute schon nehmen und schütteln und ihnen mit wenigen Worten Empathie und Wertschätzung für die Natur beibringen. Aber immer öfter denke ich mir mittlerweile, dass es rein gar nichts bringt. Wie du in diesem schönen Text ja schreibst: Kein Mensch ist für die ganze Welt verantwortlich, kann es nicht sein, sollte sich immer bewusst sein, dass die eigenen Ethik- und Moralvorstellungen keineswegs die einzig richtigen sein müssen. Ich selbst wüsste es eigentlich besser, ich lebe streng genommen trotzdem nur als Flexitarier. 100% vegan haben wir schon versucht, aber nicht durchgehalten… Jetzt essen wir überwiegend vegetarisch, sehr oft vegan und sehr selten Fleisch (so wie jetzt an Weihnachten zum Beispiel). Am schönsten ist es für mich, wenn ich (mit meinem Freund) vegan koche oder vegane Plätzchen backe und dann Komplimente dafür bekomme und das Ganze vorbehaltlos gegessen wird, selbst von unseren eingefleischten Fleischesser-Freunden.

    Was mich wirklich wurmt, ist im Grunde nicht einmal der Fleischkonsum an sich. Umweltpolitisch gesehen selbstverständlich schon eher der Massenkonsum, aber vor allem ist es in Bezug auf dieses Thema wie auch in Bezug auf viele andere Themen die Entfremdung von der Natur, die mir milde gesagt sauer aufstößt. Discounter-Salami mit einem Verpackungsmotiv von glücklichen, grinsenden Schweinchen deutet in keinster Weise darauf hin, wie dieses Tier für den Genuss einer Salamistulle gelitten hat. Sich unter diesen Bedingungen für den Fleischkonsum zu entscheiden (zumal es ja gar keine bewusste Entscheidung ist, weil Menschen im 21. Jahrhundert mit Wurst & Fleisch aus dem Supermarkt wie selbstverständlich aufwachsen), ist meiner Meinung nach etwas völlig Anderes als jemand, der Fleisch ist und – wie du – die Herkunft des Steaks gesehen hat. Respekt habe ich deshalb vor Selbstversorgern, die Tiere halten und diese selbst schlachten, teils sogar mit ihren Kindern. Ich persönlich ekle mich davor, ich könnte das nicht, aber ich empfinde es als tollen Kontrast zu all den Menschen, die die Wurst aus dem Supermarktregal einfach greifen, weil sie da ist.

  3. Corinna KabotReply

    Flexitarier ist ein schönes Wort.
    Ich reihe mich ein in eure Kette der Überzeugungen und Erfahrungen.
    Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr wie ich mich ernähren soll, wenn ich etwas esse, was ich moralisch anständig finde, dann verträgt es entweder mein Magen oder mein Darm nicht.
    Mir fällt immer wieder auf, daß Menschen komisch und inkonsequent werden, wenn sie eine Glaubensrichtung fanatisch vertreten.
    Was Du, liebe Line, beschreibst deckt sich sehr mit meinen Ansichten. Jede Überzeugung, die nicht aus Liebe gelebt wird, kann meines Erachtens nicht zum Segen führen.
    Eine Freundin von mir lebte militant vegan, sie benutzte auch nichts aus Wolle oder Leder, war aber süchtige Raucherin. Als ich ihr erzählte, daß Zigarettenrauch Hunden zu Versuchszwecken in die Augen geblasen wird um die Unschädlichkeit für Menschen zu testen, hat sie das nicht vom Rauchen abgehalten.
    Respekt und Liebe vor jeder Kreatur, auch Pflanzen, Steinen, Wasser, Tieren und Menschen ist die Grundlage harmonischen Miteinanders.
    Herzliche Grüße Line, ich bin dankbar, Dich durch die GAIA Konferenz entdeckt zu haben
    Corinna

  4. Ich finde es sehr schön, dass du zwischen verschiedenen Arten, Fleisch zu konsumieren unterscheidest! Das ist wichtig und richtig!

    Ich selber esse sehr gerne Fleisch und finde es in meiner Ernährung wichtig. Allerdings ungefähr ein mal im Monat, und zur Zeit auch nur Tauben, die selbst gehalten und geschlachtet wurden! Das ist für mich ein relativ verantwortungsvoller Umgang mit Fleischkonsum, der nichts mit dem zu tun hat, was es im Supermarkt so gibt – das ekelt mich ja ebenso an wie jeden Veganer!!

    Ich befürworte vielmehr einen natürlichen Umgang mit Tieren und Fleisch, wozu aber (für mich) auch gehört, dass Tiere ab und zu gegessen werden können. Mit Respekt und Dankbarkeit, selbstverständlich! Eier, Milch und Honig nehme ich ebenfalls voller Dankbarkeit und in Maßen! Ich versuche, die Tiere dahinter zu kennen und die Umstände ihres Lebens zu verstehen – und daraufhin zu urteilen, was ethisch vertretbar ist und was nicht.

    In diesem Kontext finde ich es außerdem schwer, Grenzen zu ziehen. Für jeden Regenwurm im Garten empfinde ich genau so viel Respekt für dessen Rolle in dem großen Kreislauf des Gartenjahres, wie für die Biene, deren Honig ich nehme. Auch die kleinsten Mikroben in unserem Erdboden sind unersetzlich und unendlich viel Wert, sie sorgen dafür, dass der gerade ausgebrachte Pferdemist in die Erde eingearbeitet wird, sodass im nächsten Sommer die Tomaten wieder gut wachsen können! In diesem riesigen Kreislauf sehe ich nirgendwo einen Anfang oder ein Ende oder eine Stelle, an der ich mich für eine Weile ausklinken wollen würde. Deshalb konsumiere ich verantwortungsvoll, aber ohne auf irgendetwas komplett zu verzichten oder mich davon auszunehmen!

    Ich denke, wenn Fleisch-Esser sich zumindest auf ein solches Bewusstsein für ihre Nahrung einlassen würden, wäre die Welt schon einen großen Schritt weiter, auch wenn nicht alle sich für Vegetarismus entscheiden sollten!

    Liebe Grüße!

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