Umgangston auf Facebook und allgemein
Der Ton macht die Musik. Generell bin ich immer wieder baff, welche Töne ich auf Facebook zu hören oder eher zu lesen bekomme. Nicht jeder darf sich angesprochen fühlen –
Es gibt Gruppen, bei denen man eigentlich voraussetzen können sollte, dass sich dort bewusste Menschen sammeln und austauschen. Ich würde gewaltfreie, respektierende und sich gegenseitig achtende Dialoge erwarten.
Doch die Realität hat mich auch hier wieder eines Besseren belehrt.
Als Beispiel möchte ich hier, die von mir besuchten „Unerzogen“ Gruppen nennen.
Unerzogen ist ein in Mode gekommener Lebensstil (oder Lebenseinstellung), der in vielen Familien für eine neue Art des Umgangs zwischen Eltern und Kindern steht. Doch es scheint so, daß diese Art des Umgangs miteinander, oftmals (nicht bei allen und immer) auf die eigenen vier Wände begrenzt ist. In meinen Augen sollte eine Überzeugung auch über meine Grenzen hinaus für mich gelten. Denn erst dort kann und wird sich bewähren, was gelebt werden soll. Nur durch öffentliche Authentizität zeigt sich, ob man wirklich verinnerlicht hat, was hier in meinem Beispiel eine unerzogene Lebensweise bedeutet.
In einigen „Unerzogen“ Gruppen, fehlt mir häufig genau diese Umsetzung der eigenen Ansicht zum respektvollen Umgang mit meinen Mitmenschen.
Was ich tue – trauen sich Wenige – warum?!…
Statt dessen wird sehr harsch miteinander umgegangen. Es wird (vor)verurteilt, beurteilt und erzogen. So sehr, dass manche sich nicht mehr getrauen ihre Meinung zu äußern, aus Angst vor den verbalen Konsequenzen! (Ich bekomme so viele Mails und private Nachrichten deswegen!) Wie kann das geschehen?
Sollte gewaltFREIE Kommunikation nicht mit Unerzogen einhergehen?
Letztlich gerate ich auch mit und durch diesen Beitrag (und meine Youtube Videos) in die Schusslinie, denn ich mache in den Augen mancher Dinge öffentlich, die in den Gruppen geschrieben wurden.
Ich sehe das jedoch differenzierter: Ich nenne weder Namen der Gruppe noch von Menschen und gehe auch nicht detailliert auf dortige Posts ein.
Vielmehr erlaube ich mir allgemein darüber zu sprechen. Und auch hier weiss ich das andere an meiner Stelle nun direkt einen Kloß im Hals spüren würden – Angst und Befangenheit. Wie kann (und darf) das jedoch in einer Gruppe sein, die eigentlich einen respektvollen Umgang miteinander lehrt? Zumindest mit Kindern….
Ich wurde gefragt, warum ich mein Youtube Video nicht in der UnerzogenenGruppe gepostet habe.
Ich habe es dort nicht gepostet weil:
- Ich keine Klicks heischen will und keine Lust habe auf eben diese Unterstellung
- Ich keine Lust habe auf die verbale Kloppe in diesen Gruppen
Immer wieder erlebe ich, dass auf eine sehr zynische Art, die auf mich auch herablassend wirkt, reagiert wird. Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel über Zynismus geschrieben, denn ich empfinde ihn als eine sehr unharmonische Kommunikationseigenart. Du findest den Artikel hier.
Einen wirklich konstruktiven Austausch erlebe ich sehr selten. Zumindest dann, wenn es um die beiden Trigger Themen Geht:
- Ernährung
- TV und Internet
Interessanterweise unterhalten sich ganz viele Menschen über mein Video. Doch meine Klicks sind nicht nach oben gegangen. Wie also kann man sich über etwas unterhalten, was man nicht gesehen hat. All das sind Dinge, die mich nachdenklich machen. Nicht weil es mir um Klicks geht, sondern, um einen respektvollen Umgang miteinander. Und es zeugt nicht von Respekt sich über den Inhalt eines Videos auszulassen, was man nicht mal angeschaut hat –
Marker, wie eine Gruppe eigentlich funktionieren sollte, sind für mich beispielsweise:
- Wie entspannt kann ich meine Meinung sagen?
- Wie entspannt kann ich meine Meinung sagen, wenn sie von der dort üblichen Meinung abweicht?
- Wieviel Respekt wird mir entgegengebracht?
- Wie wird Kritik geübt ( die ja in solch einem Raum durchaus auch wünschenswert ist und zu gegenseitigen Befruchtung dienen kann)?
Eine entspannte Gruppe kann sehr fruchtbare „Pro Kontra Diskussionen“ führen. Gewaltfrei, respektvoll, nicht erziehend – Unerzogen! Sie hat es nicht nötig sich festzubeißen oder gar verletzend zu werden. Sie muss nicht verurteilen und in Schubladen stecken oder bewerten. Sie kann akzeptieren und tolerieren.
Warum ist Unerzogen so unentspannt und aggressiv?
Wird das jedoch nicht gemacht, ist es wie bei allen Strömungen, die ein Extrem leben. Es wird hart, unnachgiebig und gesetzlich verbissen. Immer dann, wenn man fundamentalistisch wird und es nur einen richtigen Weg zu geben scheint, den bitte alle anderen auch zu gehen haben – wird es unseriös und verletzend. Meine Meinung.
Vor allem dann, wenn es um eine unerzogene Begleitung von Kindern geht, widerspricht es sich doch extrem, wenn man dann (v)erziehend auf andere Erwachsene einwirkt (einwürgt). Also verbale Gewalt und Dominanz mittels der Computertastatur auslebt.
Unerzogen kann nicht auf der einen Seite nicht (er)ziehend bedeuten und auf der anderen Seite zerren und schubsen. Diese Gegensätze schliessen sich aus.
Es darf in meinen Augen nicht passieren, dass Menschen, die andere kommunikativ und verbal angreifen, dafür auch noch Applaus bekommen. Sondern hier sollte meines Erachtens gegenseitiger Respekt und Akzeptanz gelebt werden. Und wird es das nicht, sollte durch andere darauf hingewiesen werden. Es sollte also die Möglichkeit da sein dies in absoluter Freiheit zu tun. Natürlich in einer respektvollen und höflichen Art und Weise.
Denn genau das wünschen wir uns doch auch für unsere Kinder, oder nicht? Das sie befreit und ohne Angst mit uns über alles bereden können. Ohne bewertet (entwertet) zu werden. Wenn ich also bei den Interaktionen zwischen Erwachsenen eine Nichtexistenz von dieser Freiheit erlebe – frage ich mich, wie es bei den jeweiligen Menschen hinter den Kulissen aussieht, oder aber warum es hier scheinbar nur selektiv durchgeführt wird?
Bzw. wie traurig ist es, dass in UnerzogenGruppen Menschen sich nicht getrauen ihre Meinung zu sagen. Aus Angst vor den Reaktionen? Da hin zu schauen wäre wichtig finde ich.
Zumindest sollte angestrebt werden, auf einer Basis der „Gewaltfreien Diskussion“ miteinander den Austausch zu praktizieren. Wir sind alle nicht perfekt, aber wir alle können lernen. Und diese Gruppen sind ein gutes Lernfeld.
Wir würden sicherlich viele Dinge gegenüber unseren Kindern nicht in dieser Art äußern, wie wir es hier anderen Erwachsenen gegenüber tun. Denn Unerzogen ist eine Lebenseinstellung mit sehr guten Ansätzen und hört gerade deshalb in meinen Augen nicht hinter unserer eigenen Haustüre auf, sondern könnte sich in diesen Social Media Bereichen bewähren.
Ich höre was Du sagst und lese was Du schreibst – aber/und ich sehe was Du tust. Nicht immer ist dies deckungsgleich.
Hier zeigt sich erst, ob man wirklich verinnerlicht hat, was eine unerzogene Lebensweise wirklich bedeutet.
Und ich bekomme immer wieder Feedback, dass ich – trotz wirklich böser Aussagen mir gegenüber, freundlich bleibe. Mir ist das wichtig. Weil ich mir wichtig bin – und Du mir auch. Und weil ich verstanden habe, dass alles mit allem verbunden ist.
Daher bleibe ich in der Liebe – und gehe nicht in die Angst. Auch wenn es für mich eine Herausforderung bleibt.
Denn auch ich werde ungern beschimpft.
PS: In meinen Videos versuche ich darzustellen, dass ich
- Unerzogen super finde
- Die in meinen Augen falsche Umsetzung davon konstruktiv kritisiere….
Und gerne verweise ich auch auf folgendes Video:
1 Comment
Schön, dass du das ansprichst und auch den Mut hast. Viele haben leider nicht den Mut dazu, dabei ist das so wichtig und wir dürfen uns den Mut nicht nehmen lassen, von Menschen, die nicht liebevoll miteinenader umgehen, sonst wird alles auch immer negativer.
Deshalb auch mein Aufruf: https://www.facebook.com/Liebevolllebenundlernen/photos/a.190170481672191/270788100277095/
Gib negativen Sachen keine Chance. Oder: Negatives – Nein Danke. Oder positiv ausgedrückt: Gib nur positiven Sachen Raum.
Und ich erstelle gerade auch einen Blog dazu, der hoffentlich bald fertig ist und online.
Ich habe so einen Umgangston auch erlebt in den Gruppen, bei mir war es nicht unerzogen, sondern das Leipziger Freilerner Netzwerk und in Freilernen in Deutschland. Ich denke jedoch, dass einige Menschen davon auch von unerzogen sind und diese Art leben und dass das mit eine Rolle spielt. Und ich stelle so einen schlechten Umgangston auch immer wieder fest, leider, auch eine Hartheit, andere beschimpfen, anmaßend etwas behaupten von dem anderen usw. Oftmals wird dabei vieles verdreht, sie schlagen um sich und meinen, wenn es einen weh tut ist man selbst schuld und reden sich immer wieder raus, übernehmen die Verantwortung nicht für ihr Verhalten, schieben es auf den anderen. Aber so geht es einfach nicht. Wenn man dann auf eine nette Art hinweist, wird es wieder verdreht und auf den anderen geschoben und es wird gemeint, dass man keine Liebe hat, weil man sich Liebe von außen suchen will, wünscht, dass man selbst schuld ist wenn es einen weh tut und ähnliches und dass es nicht schlimm ist was sie machen und ok ist und der andere wird fleißig dabei kritisiert. Ich finde diese Art und Weise sogar gefährlich. So ist kein netter, wertschätzender, achtender liebevoller, Umgang. Und gerade in Gruppen in denen es um einen achtsamen Umgang mit Menschen geht, kommt sowas gehäuft vor. Das widerspricht sich.
Ein Beisp., wo ich sowas selbst erlebt habe: Ich hatte viele Veranstaltungen gemacht zum Thema Freilernen, viele sind neu hinzugekommen dadurch, wurden dadurch aufmerksam auf die Sache. Ich konnte vielen helfen. Die Veranstaltungen waren immer sehr schön, das zeigten der Dank und die Kommentare im Netz und bei den Veranstaltungen. Jedoch müssen bei aller Freiheitsliebe ein paar Regeln sein für eine pos. Atmosphäre, ein nettes und rücksichtsvolles, achtsames Miteienander. Nun wurde ich von einer, die sich rücksichtslos nicht an ein paar Regeln halten wollte, mehrfach und immer wieder beschimpft. Daraufhin machten mehrere mit. Auch war es nur ein Fordern und Verlangen aber kein Beitragen für die Sache. Ich mache das in meiner Freizeit, weil ich es gut meine und andere könnten genauso mit beitragen, anstatt nur zu verlangen.
Ich kam mir bei der ganzen Sache so vor, als ob ich öffentlich verprügelt werde und fast alle schauen zu und einige machen noch fleißig mit. Ich bekomme gesagt ich solle aufhören, dabei hab ich nichts getan, darf mich nicht mal wehren, erklären (sind die anderen angeblich genervt) und ein nettes Miteinander ist nicht erwünscht (als ich zu einem netten Miteinander was schrieb), weil die Menschen das nicht wollen (sich gegängelt fühlen) und es wird so gemeint was ich nur habe, es ist ja nicht schlimm was sie machen, sowas ist ok, bin ja selbst schuld, wenn es mir weh tut. Und das bei Menschen, die achtsam sein wollen zu anderen Menschen. Ich bin auch traurig, dass andere nur zuschaun, außer wenige Ausnahmen, nicht den Mut haben öffentlich Stellung zu beziehen, gegen so eine negative Art und Weise des Umgangs. und das die gesamte Atmosphäre dad. so neg. ist. Klar es ist nicht ihr Problem, aber es hat sich so entw., wie wenn man nur zuschaut wenn vor einen jemand unschuldig verprügelt wird von jemanden und andere noch mitmachen und der Rest schaut zu.
Es fehlt das Liebevolle. Dann kommt alles von selbst, die Einsicht, das Achtsame, …
Das Selbstbestimmte, was gefördert wurde einige Zeit, das bringt teilw. das Egoistische, Narzistische hervor, wenn das Liebevolle fehlt. Es ist an der Zeit das Liebevolle zu fördern. Aber das Echte und nicht sowas was manche in den Gr. angeben als Liebe und es verdrehen aus Ego gründen.
Und es zeigt mir, dass Freilernen, unerzogen, … allein und isoliert nichts bringt. Es ist wie ein isoliertes Schulfach, Physik, z.B. Man muss viel früher auch ansetzen und es umfassender betrachten und nicht wie ein isoliertes Fach. Dabei dachte man schon man setzt früh an, achtsamer Umgang mit jungen Menschen, in der Kindheit ganz früh setzt das an. Aber das reicht nicht.
Man muss da ansetzen liebevoll, achtsam, … zu sein zu ALLEN Menschen und derGANZEN Welt, auch zur Natur, alles mit einbezogen.
Liebevoll, achtsam, … zu sein zu allen Menschen und der ganzen Welt, auch zur Natur, alles mit einbezogen ist sehr wichtig. Durch eine echte liebevolle, achtsame innere Haltung und Lebensweise kommt alles andere von ganz allein: ein nettes, freundliches, friedliches, positives Miteinander, eine positive Atmosphäre, auf die Grenzen von anderen Rücksicht zu nehmen und z.B. auch dass es gesehen wird, dass es wichtig ist, dass jeder seinen individuellen (Bildungs-) Weg gehen kann. Sonst ist es so wie die Äste ohne Stamm und Wurzeln, die können sich nicht in der Luft ohne Stamm halten und ein Stamm und die Äste können sich nicht ohne Wurzeln nähren und stehen bleiben auf Dauer.
Auch das Gemeinsame ist wichtig, weil Schubladen Denken (Freilernen, unerzogen, Kitafrei, AP, … – die einen sind die, die anderen die und noch wieder andere die….) behindert. Wir sind alles Menschen. Somit ist es nicht förderlich etwas isoliert zu betrachten wie ein isoliertes Schulfach und nicht ohne Stamm und Wurzeln. Und eine echte liebevolle, achtsame innere Haltung und Lebensweise ist die Grundlage für alles, dann kommt alles andere ganz von allein.