Welches ist die schönste Straße in Deutschland, die man mit dem Wohnmobil befahren kann? Für jeden wird die schönste Straße anders aussehen. Welche unsere schönste Straße ist, erfährst Du hier.

Letztes Jahr kamen wir in den Genuss mit einem Mercedes Bus Baujahr 1987 für mehrere Monate durch Deutschland zu fahren.
Sein Name war „Ferdi“ und er lehrte uns, aber vor allem all denjenigen die hinter uns fuhren, eine wichtige Lektion: Geduld!
Denn Ferdi fuhr einfach nicht schneller als 100 Km/h. Und das auch nur mit angelegten Busohren. Dann konnte man sich nicht mehr unterhalten, weil es so laut im Fahrzeug war und man hatte das Gefühl gleich abzuheben, weil das Geräusch einem startenden Flugzeug sehr ähnlich kam. Wir sind jedoch nie wirklich abgehoben….

Um keinen bleibenden Hörschaden zu bekommen war eine angenehme Reisegeschwindigkeit etwa 80 – 85 Km/h. Zumindest für uns. Immer wieder sind wir von Lkw`s überholt worden.
Manchmal wurden wir an gehupt mit Daumen nach oben. Viele haben uns zugewunken, weil sie sich freuten, einen Oldie zu sehen. Manche sind einen solchen Mercedes Bus vielleicht sogar selbst einmal gefahren.
Manchmal ernteten wir jedoch strenge und genervte Blicke. In unserer heutigen gestressten Zeit sind wir für viele eine Herausforderung gewesen und wir sahen eher ein zerknirschtes und gehetztes Gesicht. Wir hatten sie aufgehalten, waren ihnen im Weg. Der eine oder andere Fahrer hatte, wenn er lange hinter uns her zuckeln musste, sicherlich erste Anzeichen von einem Tobsuchtsanfall gezeigt. Wir konnten einige hyperventilieren sehen.
Ferdi störte das nicht. Er brummte glücklich vor sich hin. Und so lernten wir von Ferdi gelassen zu sein und die Wut dort zu belassen, wo sie war.

Als wir Ferdi verkauften, meldete sich ein junger Mann mit Interesse. Als er von der maximalen Reisegeschwindigkeit hörte, sagte er, dass er dann unter Druck kommen würde, wenn die Leute hinter ihm drängelten und er sie aufhalten würde. Vielleicht wäre Ferdi genau richtig für ihn gewesen und er hätte durch ihn lernen können, sich zu entspannen? Wenn sich die Menschen aufregen und man regt sich selbst auf, bekommen die das doch gar nicht mit. Sie fahren weiter und sitzen 5 Minuten später lachend beim Kaffee, während man selbst grübelnd zurückbleibt.

Für Baujahr 1987 hatte der Bus erstaunlich wenig Rost, viel weniger als ein Sprinter Baujahr 2005 nachweisen konnte!
Von Innen war er wunderschön ausgebaut. Der Vorbesitzer hatte seine Jugendzimmermöbel kurzerhand einfach in den Bus eingebaut. Da wir Echtholz bevorzugen und uns in „Tupperschüsseln“, also Plastikwohnmobilen überhaupt nicht wohl fühlen, war dieser Bus für unser Bedürfnis ideal ausgebaut.
Zudem hatte man überall die Möglichkeit, Fliegengitter vorzuziehen, was beim Aufenthalt an Seen unwahrscheinlich praktisch war, denn so konnten wir die Türen offen lassen und hatten somit einen wunderschönen Blick, auf die untergehende Sonne. Wie schön ist es einzuschlafen, mit dem Blick auf einen See, einen Wald und mit dem selben Anblick wieder aufzuwachen.

Nach dem Sommer haben wir Ferdi wieder verkauft. Ein anderes Pärchen wollte ihn für ihren Urlaub. Doch da der Weg nicht ihr Ziel war, wollten sie den Weg zum Urlaubsort flott hinter sich bringen. Mit Ferdi nicht möglich.
Wir reisen ja immer „frei nach Schnauze“ und planen so gut wie nichts. Spontanität ist was uns treibt, wie einen Stock, der im Fluss liegt.
Daher haben wir es nie eilig, wenn wir reisen.

Da unsere Kinder von der Pike an das Wohnmobilleben gewohnt sind, sind sie absolut geduldige Autofahrer. Das Phänomen „wann sind wir da“ alle paar Minuten zu fragen, kennen wir nicht. Letztes Jahr sind wir von Deutschland 2200 Km mit dem PKW nach Portugal fast am Stück gefahren. Das Gegenteil von Entschleunigung also.
An einem Dienstag ging es um 10 Uhr los. Wir haben dann nur kurze Pipipausen gemacht und eine Nacht geschlafen. Am nächsten Tag waren wir dann Abends um 18 Uhr angekommen. Das ganze ohne Gequengel. Unsere Kinder wollten einfach schnell nachhause und baten darum, dass wir auf die Tube drücken. Egal wie rot der Po wurde vom vielen Sitzen.

Wir lieben das Vagabundenleben und auch das statische Bleiben. Immer wenn wir eine Weile irgendwo sind, wollen wir wieder los. Und sind wir lange genug unterwegs, sehnen wir uns nach unserer ruhigen Basis, wo wir uns zurückziehen können und nicht mehr so viel Tumult und neue Eindrücke auf uns einwirken. Diese Zeit nutzen wir dann, um zu verarbeiten und Neues zu planen, denn die Welt ist ja so groß. Und es gibt in ihr unendlich viele Dinge zu entdecken.

In der Galerie sin ein paar Plätze, an denen wir gehalten haben und meist auch übernachten konnten.

Unser Anspruch ist es, den Platz den wir frequentieren, sauberer zu hinterlassen, als wir ihn vorgefunden haben. Am liebsten hinterlassen wir keine Spuren. Daher haben wir immer einen Rechen und Mülltüten dabei.

Wir lieben die Natur und waren besonders glücklich, als wir die für uns „schönste Straße Deutschlands“ gefunden haben. Wie der „Zu Fall“ es so will, fanden wir diese Strasse nur, weil wir uns „verfahren“ hatten. Je länger dieser Weg durch einen idyllischen Wald führte, um so skeptischer wurden wir, ob das wirklich eine offizielle Strasse sein sollte? Denn wir kennen solcher Art Wege eigentlich nur als Feldwege, die für den normalen Verkehr nicht erlaubt sind. Doch diese Strasse war tatsächlich in einer Karte eingetragen.
Sie führte durch einen Wald, in dem wir sehr viele Blaubeeren pflücken konnten, an einem kleinen Badesee herrlich gebadet haben, um schließlich in diesem Wald schlafen zu können.
Am nächsten Morgen haben wir dort dann leckere Blaubeeren gepflückt.

Darum lieben wir den Osten Deutschlands! Solche verzauberten Wege haben wir bisher nur dort kennengelernt.
Wer nun wissen möchte wo diese für uns schönste Straße ist, den müssen wir leider enttäuschen. Wir wissen es nicht mehr. Alles was wir wissen ist, dass sie irgendwo in Mecklenburg Vorpommern sein muss. Aber vielleicht führt ja auch Dich der „Zu Fall“ dorthin.

Diese Plätze sind es, die mir während des Jahres immer wieder in den Sinn und in mein Gefühl hineinkommen. Kennst Du das auch? Dass Du gedanklich auf einmal an einem schönen Ort bist und regelrecht fühlst wie es dort war, der Geruch, ein Geräusch oder irgendetwas anderes prägnantes? Ich empfinde das als ein riesen Geschenk, was man durch Reisen bekommt.

PS: Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass Ferdi keine Servolenkung hat. Ich bekam in dieser Zeit Muckis.

Und nun ein kurzes Video von der für uns schönsten Straße Deutschlands:

Authorline

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