Kleinkinder und Smartphone sind zwei Dinge, die in meinen Augen nicht zusammengehören.

Vorweg: Internet ist ein tolles Hilfsmittel. Richtig angewendet kann es vieles erleichtern. Doch es birgt auch Gefahren, vor allem für Kinder.

Wenn ich mir meine Kindheit und die heutige Zeit anschaue, wird mir bewusst, das unsere Gesellschaft sich grundlegend verändert hat. In meinen Augen nicht nur zum Positiven. Wir „züchten“ Kinder heran, die sich mehr und mehr von der realen Welt entfremden und besser in der virtuellen Welt klar kommen.
Diese Entwicklung wird extrem forciert. Überall hört man, wie wichtig es ist, dass Kinder sich am PC und im Internet zurecht finden. Darum soll man die Kinder so früh es geht an die Medien heranführen. Und gerade das Smartphone wird dazu genutzt.
Mir krümmt sich bei diesen Gedanken innerlich alles zusammen. Nein. Ich kann das nicht so sehen!

In meiner Kindheit hatten wir als Familie einen Fernseher. Ich gehöre zur „Äffle und Pferdle“ Generation und Fernsehe glotzen war eher die Ausnahme als die Regel.

Spielfiguren

Als ich Ende 20 war, bin ich das erste Mal in Kontakt mit PC und Internet gekommen und ich habe mir sehr schnell das nötige Wissen angeeignet. Und selbst heute bringe ich mir selbst einige Dinge an, die mit dem PC zu tun haben.
Daher bin ich der Auffassung, das man keinen Grund hat, die Kinder so früh an diese Dinge heran zu lassen. Die Zweidimensionalität von Internet, Fernsehen und I-Phone, Smartphone und die virtuelle Welt, die nicht mit allen Sinnen begreifbar ist, stellen eine völlige Überforderung für Geist und Seele (Psyche und Herz) eines Kindes dar. Wie sollen sie da zu ganzheitlich denkenden und fühlenden Menschen werden, die es verstehenden friedlich miteinander klar zu kommen?
Hinzu kommt die Flut an Werbung, die heutzutage über die Kinder hinweg strömt. Das ist Manipulation und Programmierung zum konsumierenden Bürger von Klein an.

Mir ist bewusst, dass ich mit dieser Meinung nicht in der großen Masse schwimme. Das spielt für mich jedoch keine Rolle. Während meine Finger über die Tastatur flitzen und ich viele Dinge etwas überzogen darstellen, merke ich, dass mich dieses Thema wirklich trifft. Ich kann nicht verstehen, warum Eltern ihre Kinder vor eine solche Flimmerkiste setzen möchten (können…) und sie sich dort mehr oder weniger sich selbst überlassen. Die gleichen Eltern, die am Spielplatz schützend ihr Kind halten, wenn es zu hoch klettert, lassen das Kind häufig unsondiert vor dem Smartphone sitzen.
Teilweise wird dann fast schon stolz gesagt, „das man eben sein Kind ganz frei erzieht“ und nicht wie andere Eltern das Kind mit Bevormundung unterdrückt. Diese Kinder dürfen solange vor der Glotze sitzen und das Smartphone streicheln, wie sie wollen oder bis sie vor Müdigkeit einschlafen.

Häufig wird auch unterschätzt, was man sich mit dem Smartphone ansehen kann (oder muss). Ich glaube, das Kinder einen Schutzmechanismus haben und sich nicht unbedingt schreckliche Dinge reinziehen. Doch wenn sie noch sehr jung sind, können sie schneller als man denkt in etwas reinflutschen und etwas sehen, was sie dann eben nicht mehr aus dem Kopf oder dem Herzen bekommen. Sie können nicht abschätzen, das ein harmlos anmutender Film ein Horrorfilm ist und dann eine Szene zu viel in sich aufnehmen. Zudem gewöhnt man sich an Gewalt und wir resistent. Daher empfinde ich es als fahrlässig, sein (Klein)Kind ohne Begleitung und jeglichen Grenzen mit diesen Medien und speziell dem Smartphone umgehen zu lassen.

Ich glaube, dass viele der Eltern, die diese Dinge zulassen, nicht den Mut oder die Kraft haben, sich gegen die gesellschaftliche Entwicklung und Norm zu stellen.
Wir haben Freunde, die ein Kind in der ersten Klasse haben. Dort wollten die meisten Eltern nicht, dass die Kinder in diesem Alter bereits ein eigenes Handy besitzen. Doch sie waren machtlos, hilflos, denn immer mehr Kinder hatten ein Smartphone. Es war einfacher für sie, sich dem anzupassen, aber sie sind unglücklich damit. Wie traurig ist das?

All die vermeintlichen ADHS Kinder, sind in meinen Augen Opfer einer chronischen Reizüberflutung und einer Umwelt, die sich einfach zu schnell für ein Kinderseele bewegt.
Filme und Spiele müssen verarbeitet werden und je jünger ein Kind ist, umso schwieriger ist das. Denn ein Kind kann zwischen Fiktion und Wirklichkeit schlechter unterscheiden als wir Erwachsenen.

Für mich ist es erschreckend zu sehen, wie viele Kinder entweder vor der Glotze, der Wifi Station, irgendeiner anderen Playstation oder aber vor dem Laptop oder dem Smartphone ihr Leben verbringen, während draußen die Spielplätze verwaisen, Bäume nicht mehr beklettert werden und Hosenbeine niemals Löcher bekommen. Für Eltern sind Spielplätze viel zu gefährlich und man kann sich dreckig machen. Viele Familien gehen daher lieber auf einen Indoor Plastikspielplatz, bei dem sie zwar einen Hörsturz bekommen, aber die Klamotten der Kinder wenigstens sauber bleiben.
Nein, ich verstehe das nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin von einer Zeit vor dieser Zeit. Merken wir denn nicht wo wir da hinsteuern?!
Wir entleeren die Welt von den Kindern. Selten sieht man auf den Straßen Kinderbanden, wie sie es in meiner Zeit gab, herumstreunen. Der Bolzplatz, der früher erfüllt war von Kinderstimmen, wird heute nur noch während der Schulzeit bekickt.
Uns ist das während der Europareise aufgefallen. Je weniger Internet in Orten möglich war, um so mehr Kinder und Jugendliche haben wir auf den Straßen gesehen.

Fußball auf Schotterplatz

Kinder von heute streicheln sanft über ein Smartphone mit Touchfunktion und haben kaum einmal das weiche Fell eines Hasens berührt oder ein zartes Küken in den Händen gehalten. Wer von den Kindern weiß, wie sich eine Schnecke anfühlt, die glitschig über die Haut schleimt? Was ist mit uns los, dass wir das Künstliche bevorzugen? Wir degenerieren immer mehr – und wohin?

  • Kunstrasen, anstatt echtes Gras
  • Geschmacksverstärker und künstlich hergestellte Nahrungsmittel, anstatt die Früchte direkt aus der Natur
  • Kunstlicht, anstatt Sonne
  • Klimaanlage, anstatt frischer Luft
  • Künstliche Vitamine, anstatt frisches Obst und Gemüse
  • Flasche, anstatt der echten Brust
  • Kleidung aus Kunstfasern, anstatt aus natürlichen Materialien
  • Social Media, anstatt echte Freundschaften
  • Virtuelle Freundschaften und sogar Sex, anstatt echte, tiefe Begegnungen
  • Daily Soap, anstatt selber zu leben
  • Science Fiktion, anstatt im Hier und Jetzt
  • Schminken und Pudern, anstatt so zu sein wie man ist
  • Künstliches Lachen, anstatt transparent und verletzbar zu sein
  • Plastik, Plastik, Plastik, anstatt Naturmaterialien aus Holz, Stein usw.
  • Energiedrinks, anstatt reines Quellwasser
  • Parfüm, Shampoo, Waschmittel, anstatt unseren eigenen Duft
  • Künstlicher Fingernägel, anstatt die echten
  • Tennis spielen an der Wifi, anstatt auf dem Tennisplatz
  • Skypen, anstatt sich in einem Cafe mit jemanden zu treffen
  • Medikamente, anstatt eines gesunden Lebensstils
  • ….

Wir entziehen so unseren Kindern die Natürlichkeit. Eine ganze Generation wird auf diese Weise erwachsen und ich frage mich, was das für Langzeitauswirkungen hat? Ein künstlich erzogenes Kind, was weder im Dreck spielen durfte, noch durch Pfützen waten, ein Kind was den Bezug zur Natur verloren hat oder besser gesagt, nie aufbauen konnte, wird ein weltfremdes Kind sein, was sich in der technisierten Welt sicher, aber in der realen Welt eher Überforderung fühlen wird.

Um klar zu sein: Ich finde diese Entwicklung nicht schön! Es ist erschreckend, wenn man Kinder beobachtet, während sie wie gebannt vor der Flimmerkiste sitzen. Vor allem wenn sie Gewaltszenen beobachten. Wir sollten uns alle einmal dabei filmen, wenn wir auf solch ein Gerät starren – wir wären erstaunt. Wie viele Kinder wachsen auf und sehen ihre Eltern nur noch vor dem PC sitzen? Selbst wir als Wildnisfamilie sitzen viel zu viel davor!
Schau einfach jetzt mal bewusst darauf, wie Du in den Bildschirm Deines Smartphones oder PC´s starrst, um diesen Artikel zu lesen…

Auge

Wir versuchen unsere Kinder passiv zu begleiten und sie frei zu erziehen. Doch wir halten rein gar nichts von diesem „ich lass mein Kind frei entscheiden Prinzip“, denn unseres Erachtens überfordert man die Kinder mit dieser Art Verantwortung und zieht sich als Eltern einfach aus der Verantwortung feige heraus, mit verheerenden Folgen!

Wir als Erwachsene leben ein Leben mit Werten und festen Einstellungen vor. Unsere Kinder sehen wir als Menschen, die uns und wir sie ein Stück ihres Weges begleiten. Unsere Grundsätze stehen fest und wir richten uns nicht nach unseren Kindern, sondern sie müssen sich dem anpassen, was wir leben. Bei vielen Dingen haben sie Mitspracherecht, doch unsere Grundsätze sind klar definiert.
Das klingt für manche vielleicht hart, doch wir denken, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter zu wenig Lebenserfahrung haben, um über bestimmte Dinge selbst zu entscheiden. Dort sehen wir unsere Verantwortung als Eltern zu entscheiden und wenn nötig den Sturm des Unwillens seitens der Kinder auszuhalten.

Wir selbst haben keinen Fernseher und sehen es auch als unsinnig an, uns einen anzuschaffen, weil wir Kinder haben.
Wir spielen keine Spiele an der Wifi Station (auch wenn wir mal eine Geschenkt bekommen haben, diese jedoch abgelehnt haben), sondern wir spielen gemeinsam mit unseren Kindern Spiele. Das hat für uns einen absoluten Mehrwert und eine Wifi Station, Playstation oder what ever ist für uns pädagogisch unterstes Niveau.
Warum sollte ich mit meinem Kind im Wohnzimmer Tennis spielen, in dem ich auf einen Bildschirm glotze und irgendein Ding in der Hand herum wedelt? Da geh ich doch lieber auf einen Tennisplatz, lass mir die Luft um die Ohren wehen, höre die Vögel zwitschern und habe dort einen riesigen Spaß mit meinem Kind.

Betroffen macht uns, dass gerade die ältere Generation wenig Verständnis hat für unseren natürlichen Lebensstil. Immer wieder ecken wir an, weil wir unser Smartphone nicht ständig an der Frau tragen, täglich unsere Mails checken, eine Wifi Station ablehnen, die Kinder nicht via Email erreichbar sind und kein eigenes Handy besitzen (wir hätten hier nur durch unsere Teenager fünf weitere Handys!!).

Wir muten unseren Kindern nichts zu, was wir selbst nicht tun. Wenn sie das Bedürfnis haben, etwas anders zu machen, haben sie die Möglichkeit sich von uns zu emanzipieren und ihr Leben in die Hand zu nehmen. Das ist eine gute Motivation selbstständig zu werden und die Nestwärme nur solange zu nutzen, bis es schließlich zu unbequem wird. Das sehen wir als einen normalen Lauf der Dinge. Keines unserer Kinder muss unseren Lebensstil auf Dauer übernehmen. Sie haben ihr ganzes Leben lang Zeit „ihr Ding“ zu machen.
Wir als Erwachsene nehmen uns das selbe Recht heraus. Auch wir lassen uns nicht hineinzwingen in einen Lebensstil, der gegen unser Gewissen geht.

Wir wollen mit unseren Kindern leben und nicht neben ihnen. Dabei ist volle Aufmerksamkeit so wichtig. Doch beobachtet man die Menschen, sieht man, dass wir die Fähigkeit zu kommunizieren verlernen! Wenn wir also kleinen Kindern schon den Gebrauch von diesen neuen Medien antrainieren, werden sie, wenn sie erwachsen sind, noch mehr geprägt sein von diesem dominanten Ding, was unser aller Leben mehr und mehr beherrscht. Man muss immer erreichbar sein –
Wie schön war es, als wir monatelang frei waren und nicht zum Telefon greifen mussten. Denn sind wir mal ehrlich. Die meisten Telefonate drehen sich um Belanglosigkeiten, wie „das Wetter“, weil wir uns eigentlich nicht wirklich etwas zu sagen haben. Doch wir als Gesellschaft, haben den Druck, immer und überall erreichbar zu sein und vermitteln das unseren Kindern. Wir gehören zu den Menschen, die das Telefon getrost klingeln lässt und es ständig irgendwo liegen lässt, bis die Batterie schließlich völlig entleert ist.

Unser Fazit:

  • In unseren Augen haben Kinder (bis 12 Jahre) nichts vor dem PC / Smartphone zu suchen
  • Man lernt sehr schnell, mit diesen Medien umzugehen und das Argument, Kinder sollen früh herangeführt werden, damit sie den Umgang damit beherrschen ist unsinnig
  • Für den TV Konsum sehen wir es ähnlich, auch das ist für Kinder nicht wichtig – irgendwann kann man dann gezielt Filme schauen und erspart sich und den Kindern den Einfluss der Werbeindustrie

Ich kann schon die Aufschreie hören die jetzt kommen. Vielleicht kochst du innerlich, wegen meiner Zeilen und meiner Meinung. Aber ich finde es gut, dass Du bis hier her gelesen hast. Danke dafür. Diese Meinung ist unpopulär, das ist mir bewusst. Mal sehen, wie viele sich nun vom Newsletter abmelden – und wie viele sich anmelden?

Oder auch nicht, denn wenn es nach mir ginge, ich würde mich und meine Familie am liebsten dorthin versetzen, wo wir diesen ganzen Dingen nicht ausgesetzt sind. Wo ich mir keine Gedanken darüber machen muss, dass mein Kind sexuell belästigt wird, via Internet oder sich aus Versehen eine schlimme Szene auf einem Youtube Video angeschaut hat und die Bilder nun verarbeiten muss. Ich müsste mir keine Sorgen machen, dass die Welt immer technisierter, anonymer und kälter wird – unmenschlicher.

Diesen Ort hatten wir für wenige Monate – zumindest annähernd. Wir haben in der Wildnis ein Leben führen können, was unserem ideal sehr nah kommt. Die scheinbaren Annehmlichkeiten der Zivilisation, die wir dabei hinter uns gelassen haben, sind so gut wie gar nicht ins Gewicht gefallen, gegenüber der Freiheit des einfachen seins, was wir im Gegenzug dafür geschenkt bekommen haben. Unser Buch mit unserem Erfahrungsbericht findest Du hier.

PS: Den gesamten Gesundheitlichen Aspekt (Strahlen) lasse ich bewusst außen vor….das würde den Rahmen hier sprengen.

Nur so viel möchte ich noch zum Thema Gesundheit sagen: Es gibt alarmierende Zahlen bezüglich der Kurzsichtigkeit bei Kindern. Unwahrscheinlich viele Kinder benötigen immer Jünger eine Brille. Die Ursache wird ebenfalls im Konsum der neuen Medien gesehen.

Auch ein interessanter Artikel in der Welt

Authorline

1 Comment

  1. Danke für das Teilen dieser Gedanken.
    Mein Kind ist jetzt 15 Monate und ich merke wie ich immer mehr anecke und in dieser Welt weniger zurecht komme, dabei bin ich mit Sicherheit weit davon entfernt eure Bodenhaftung zu haben.
    Am Rechner und unser Kind auf dem Schoß ist auch immer wieder Streitthema mit meinem Mann, oder er sitzt am Rechner und unser Kind beschäftigt sich alleine. Ja unser Kind darf und soll sich auch alleine beschäftigen, mal für sich spielen können ohne das ich ständig eingreife. Und ich versuche wirklich aufzuhören meinem Mann vorzuschreiben wie er zu leben hat. An dieser Stelle triggert mich sein Verhalten – zum einen weil ich selbst früher viel am Rechner gesessen habe, es arbeitsbedingt als auch beziehungsbedingt war und ich meine „Droge“ ein Stück weit vermisse [auch wenn ich mittlerweile zugeben muss, dass ich mich frage, was ich da stundenlang zumindest im privaten getan habe außer zocken] – zum anderen, weil ich es einfach traurig finde, dass er diese kostbare Zeit mit seinem Kind verstreichen lässt und erst wieder einen gewaltigen Anschub brauch um mit dem Kind auf den Spielplatz ums Eck zu gehen.
    Ich hadere ja auch mit mir selbst, das ich vielleicht am Smartphone grade mal chatten möchte – ich bin oft in der Situation, das Ohren mithören, für die meine Gespräche in keinster Weise bestimmt sind.
    Nur wie weiter, es ist eines von vielen Themen, die in dieser Beziehung als Familie anliegen und ich versuche grade meine Kompassnadel zu überzeugen, doch endlich eine Richtung rauszurücken.
    Jetzt meldet sich das Kleine Wesen und ich schicke erstmal ab…

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