Dieses Jahr sind wir durch 14 Länder in Europa gereist. Unser Lieblingsland war Rumänien (und Griechenland).

Die Ursprünglichkeit hat uns sehr berührt. In den Dörfern war noch ein richtiges Miteinander zu spüren. In der Mittagszeit sahen wir oft ältere Menschen, die auf einer Bank vor dem Haus ein Nickerchen machten. Das Feld wurde noch ganz einfach von Hand bestellt und überall fuhren sie mit Pferd und Wagen, selbst Kinder kutschierten herum.

Außerhalb der Dörfer wurde leider der zivilisatorische Müll entsorgt, in dem er dort verbuddelt wurde und wird. Leider konsumieren diese Menschen zunehmend Plastik und so wachsen die Dorfmüllberge unaufhörlich.

Im Süden, wo die Dörfer noch am ursprünglichsten sind, hält der Fortschritt mit großen, trampelten Schritten Einzug. So werden die Häuser mit dem Abwassersystem versorgt und für die Kleinbauern ändert sich dadurch das Leben schlagartig. Wo sie früher in einem Plumpsklo ihr Geschäft verrichten konnten und Wasser aus dem Brunnen gezogen wurde, müssen sie in Zukunft Rechnungen begleichen, die das Bereitstellen von Wasser und Abwasser begleichen. Wie aber soll so ein Bauer das bezahlen, wenn sie ihr Land bewirtschaften und sich größtenteils selbstversorgen?

Selbst hier erleben wir eine Flucht aus den Dörfern. Die jungen Menschen streben in die Stadt und die Alten, die die Arbeit nicht mehr alleine schaffen, oder die Rechnungen nicht begleichen können werden in eher sterile Neubauten verfrachtet. Ihr Land wird von großen Firmen aufgekauft, die die typischen riesigen Felder mit großen Geräten bewirtschaften. Überall an diesen Feldern sieht man die Werbung dieser Giganten. Der kleine Bauer stirbt dort nach und nach aus.

Die Rumänen streben nach unserem Leben, sie schauen nach Deutschland und bewundern uns. Wir sind ihr Vorbild und mir treibt es dabei Tränen in die Augen. Denn das was sie an Dorfgemeinschaft haben und leben, ist bei uns doch fast ausgestorben. Sich unter einer Linde zu versammeln, zu wissen was sein Nachbar macht, wie er heisst und wie es ihm geht, all diese Dinge werden uns doch zunehmend fremd. Nachbarschaftshilfe ist dort völlig normal und bei uns ein Relikt der Urzeit könnte man manchmal denken. Und dennoch streben sie nach uns? Was ist es, was sie so fasziniert?

Der Konsum, das was wir haben. Sie sehen nur unseren scheinbaren Besitz, der ja häufig nur durch Kredite finanziert ist und die Menschen knechtet und in Unfreiheit führt. Sie sehen nicht, dass bei uns die Menschen vereinsamen und der Preis für ein Luxuxleben genau das ist…

Alle Dinge haben zwei Seiten und ich wünschte mir, dass die Rumänen beide Seiten betrachten und dann weise wählen, ob es wirklich erstrebenswert ist, was der goldene Westen macht. Nicht alles ist Gold was glänzt!

Die scheinbare Armut betrifft lediglich das Materielle. Würde man Reichtum anders definieren, würden unter Umständen gerade wir Deutschen bettelarm sein und die Rumänen reich. Gerade das war uns auch wichtig unseren Kindern mitzugeben und ihnen eine Welt zu zeigen, in der der Materialismus noch nicht so Einzug gehalten hat wie bei uns. Wenn sie in ein paar Jahren einmal wieder dieses Land besuchen, werden sie sicherlich ein völlig verändertes Land vorfinden. Angeglichen an den Westen. Ein Land, was sich ncht mehr abhebt von all den anderen Ländn, in denen es überall die selben Läden und Ketten gibt, die selbe Werbung und die selben leeren und gehetzten Gesichter.

Rumänien ist uns aufgefallen durch die vielen Menschen, die keine Eile hatten und sehr entspannt, selbst in der Stadt ihres Weges gingen. All das wird sich verändern.

Denn nicht umsonst gibt es immer mehr Menschen und Familien in Deutschland, die auswandern, sich ein Selbstversorgerleben aufbauen oder in eine Kommune ziehen, um Gemeinschaft zu haben. Dieser Trend und diese Tendenz muss eine Ursache haben und die gilt es zu bedenken….Und wir, die nach diesen Dingen streben, können in Rumänien unwahrscheinlich viel lernen und das Wissen, was wir verloren haben dort wieder aufleben lassen.

Manchmal sind Rückschritte der bessere oder eigentliche Fortschritt

Hier nun ein Video mit Impressionen aus Rumänien!

Authorline

2 Comments

  1. Hallo Wildnisfamilie,
    erst einmal ziehe ich den Hut vor euch und dem was ihr macht und wie ihr lebt, bzw. ihr gelebt habt. Ich bin auch einer von denen, die Deutschland und seinen „Luxus“ verlassen wollen. Rumänien habe ich als Ziel angepeilt. Danke daher für eure Einblicke. Ich werde kommendes Frühjahr mir den Nordosten des Landes am Fuß der Karpaten ansehen. Ich weiß nicht genau ob es mein endgültiges Ziel sein wird, aber Deutschland ist es sicher nicht. Hier gibt es keine Zukunft und das sage ich obwohl ich einen sicheren Job im öffentlichen Dienst habe, oder gerade deswegen, da ich Einblicke habe, die einem den Magen umdrehen. Eine selbstversorgene kleine Kommune wäre auch mein Traum. Wünscht mir Glück.
    Euch und euren Kindern alles Gute

    • Hallo Rene –

      Interessant was Du sagst. Wir bekommen täglich emails oder anderweitige Nachrichten von Menschen, die es wie Dir geht. So viele wollen gehen. Müssen gehen. Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe! Es wird schön! Die Line

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