Gibt es einen Unterschied zwischen Homeschooling und Unschooling (Freilernen)?
Für uns definitiv ja!
Wir sind Freilerner (Unschooler)- das war jedoch ein längerer Weg dorthin.
Wenn Du Dich mit unserem Weg näher auseinandersetzen willst, kannst Du das gerne mit unserem Ebook WILDWUCHS STATT BAUMSCHULE tun.
Hier nur ein kurzer Auszug….
Wenn man die beiden Begriffe übersetzt, dann sieht man hier bereits den Unterschied:
- Homeschooling ist Schule, die Zuhause stattfindet. Da der Begriff Schule eine gewisse Definition hat und immer etwas mit Vorgaben in Form eines Lehrplans zu tun hat, liegt es nah, dass man die Schule als Lernort einfach nach Hause verschoben hat.
- Unschooling kann man mit Freilernen oder Unbeschulung übersetzen. Bei letzterer Übersetzung wir die Schule also bereits im Wort ausgegrenzt. Man beschult nicht, es findet keine aktive Beschulung statt. Das was also gängig als Beschulung angesehen wird, ist hier bewusst ausgrenzt. Nimmt man das Wort Freilernen impliziert das eine Freiwilligkeit und eine freie Gestaltung der Bildung.Für uns gab es zunächst lediglich den Weg des Homeschoolings. Etwas anderes kannten wir nicht. Mit der Zeit jedoch begannen wir den Lehrplan zu hinterfragen. Warum lernten die Kinder eigentlich was sie lernten? Welchen Sinn hatte es im Allgemeinen und auch im Speziellen für das jeweilige Kind? Welche Dinge erachten wir als wichtig, dass sie unsere Kindern lernen sollten?In dieser Zeit merkten wir, dass vor allem in der Grundschulzeit im Prinzip immer die selben Dinge durchgekaut wurden. In Mathe waren das die vier Grundrechenarten und geringfügig mehr. Wir waren erstaunt, dass dafür vier oder sogar sechs Jahre veranschlagt wurden.In den anderen Fächern wurden viele Dinge bearbeitet, die auch wir als wichtig erachteten, aber auch viel, was in unseren Augen unsinnig war. Andererseits wiederum fehlten, unserer Meinung nach wichtige Dinge, gänzlich..
Unsere Kinder erlebten diese Fächer völlig unterschiedlich. Das was die einen als super interessant empfanden, löste bei den anderen nur einen Gähnanafall aus. Alle eigneten sich dementsprechend mehr oder weniger dieses Wissen an. Die einen mit Freude, die anderen mit Unlust. Fragten wir dieses Wissen nach einer gewissen Zeit ab, war es bei den Unlustlernern gar nicht mehr abrufbar und die anderen wussten noch genau die Antworten auf die Fragen.
Immer wieder erlebten wir also, wie die, die kein Interesse an dem jeweiligen Thema hatten, wieder bei Null begannen, sich das Wissen mühsam anzueignen, nur um es dann wieder zu vergessen. Es war ein Kreislauf, der erst mit einer Prüfung aufhören würde, denn danach würde niemand mehr dieses Wissen abfragen. Doch welchen Sinn hatte es dann, es sich überhaupt erst einzutrichtern?Die Zeit ist doch viel zu kostbar, als das man sich mit Nichtigkeiten beschäftigt. Wir haben musisch begabte Kinder und die taten sich eher schwer mit Mathe. Warum aber müssen sie sich überhaupt mit höherer Mathematik beschäftigen, welche sie danach nie mehr brauchen würden? Welchen Sinn macht das alles?
Wenn ein Kind sehr gute Geschichten schreiben kann, warum muss es dann lernen, wie man den Satzbau richtig gestaltet und was Präteritum, Akkusativ oder Dativ ist? Hätte Goethe sich damit beschäftigt, wäre er wahrscheinlich nicht in die Literaturgeschichte eingegangen. Denn dann hätte er sich in diesen Dingen verhaspelt und seine Freude am Schreiben, was eine Kunst ist, eingetauscht, gegen trockenes Wissen, wie eine Sprache aufgebaut ist.
Ja, es ist hilfreich zu wissen, wie eine Sprache aufgebaut ist, wenn man eine Fremdsprache lernt. Das kann man dann auch in diesem Zusammenhang tun. Denn dann macht es Sinn. Doch der heutige Deutschunterricht legt mehr Wert darauf, ein Gedicht zu analysieren, zu sezieren und zu interpretieren, anstatt eigene Gedichte zu schreiben.
„Das Land der Dichter und Denker“, dichtet und denkt in der Schule kaum mehr – und wenn, dann selten eigenständig. Was, wenn man einigen Zungen Glauben schenkt, auch so gewollt ist.
Wie schön, dass es Poetry Slam gibt und auch die Rap Musik. Auf diesem Weg wird dann doch die Dichter und Denker Kultur gelebt. Wer sich dafür interessiert, was ein Poetry Slam ist:
Noch dazu sollten Kinder Lebenstüchtigkeit erlangen, was gerade durch den begrenzten und vereinheitlichten Lehrplan sehr viel schwieriger ist.
Unschoolingfamilien / Freilernerfamilien können diese Themen der Lebenstüchtigkeit jedoch weitaus effektiver und tiefer abdecken. Vielleicht auch deswegen, weil die Klassengruppen die Unbeweglichkeit eines großen Schiffes haben. Man kann nicht sehr viel Spontanität leben, denn die Vorgaben lassen das nur begrenzt zu. Eine Familie hingegen hat eher die Wendigkeit wie ein kleines Boot. Sie kann auf die jeweiligen, aktuellen Bedürfnisse der Kinder individuell eingehen.
Natürlich kennen wir die Sätze wie: Vielleicht braucht man das ja irgendwann später im Leben, für seinen Beruf usw.
Ich bezweifle, dass ein musisch begabter Mensch die höhere Mathematik je benötigen wird. Und wenn, dann kann er sich das in diesem Moment noch früh genug „hinter die Binde schütten“. Wenn man wirklich alles abdecken möchte, was Kinder eventuell, vielleicht, möglicherweise, unter gewissen Umständen brauchen werden, dann müsste man auch Fächer wie Schauspielerei, Stepptanz, Auren lesen und viele mehr anbieten…
Denn Berufe, in denen man die höhere Mathematik benötigt, sind relativ selten. Man kann schlichtweg nicht alle Dinge abdecken und Kinder vorsorglich lernen lassen, weil sie es in ihrem späteren Leben gebrauchen könnten.
Gerade in unserer heutigen Zeit, haben wir mit dem Internet eine riesige Quelle an Wissen zur Verfügung. Durch diese ist es möglich, sich nahezu alles selbstständig beizubringen. Wissen ist für uns frei und leicht zugänglich und das auf einem schnellen Weg.
Für uns als Eltern und unsere Kinder war der Weg von Homeschooling hin zum Unschooling eine Befreiung. Und müssten wir wieder wählen, wäre Unschooling ganz klar unsere Wahl!
In dem Moment, in dem unsere Kinder nicht mehr nach Vorgabe lernen mussten, entspannten sie sich und begannen, sich selbst zu verwirklichen. Wir als Eltern mussten sie nicht mehr künstlich motivieren und antreiben, ihr Lernpensum einzuhalten.
Im Ganzen sind wir glücklich mit dieser Entscheidung, loszulassen und haben es nicht bereut.
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