Ein minimalistisches und beengtes Leben – grausam oder schön?
Alles eine Frage der Einstellung.
Es gibt Menschen, die leben in einem einfachen Bauwagen (oder Jurte, Hütte, Zelt, Wohnmobil, Schiff, Wohnschiff etc.) und haben nur wenige Quadratmeter Platz. Manche leben nur wenige Wochen so, andere wiederum sehr lange. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum Menschen, die dazu gezwungen werden, unglücklich sind und die, die es freiwillig wählen, glücklich? Wo liegt der Unterschied und kann man, wenn man gezwungener Maßen in solch eine beengte und eingegrenzte Situation kommt, doch auch Gefallen an diesem Leben gewinnen? Ich beziehe die oben genannten Lebensformen mit ein. Meine Gedanken stützen sich aber auf unser eigenes Leben mit sieben Kindern in einem Wohnmobil und unsere Erfahrungen, die wir in der Wildnis gemacht haben.
Entfaltung aus der Enge
Menschen, die auf einem beengten Raum leben, empfinden das selten als Eingrenzung, sondern vielmehr als Inbegriff der Freiheit!
Ihnen bleibt viel Zeit, um etwas miteinander zu machen, denn das Putzen und Verwalten dieser wenigen Quadratmeter, ist ein immenser Zeitgewinn. Sie erleben die Enge nicht als einzwängend.
Auch wenn die überdachten Quadratmeter gering sind, so haben sie, wenn sie die Türe öffnen doch das größte Wohnzimmer, Spielzimmer usw. der Welt!
Und wenn es mal regnet und sie wirklich in der geschützten Behausung bleiben müssen, wird genau das auch meistens irgendwie genossen.
Sie haben kein fließendes Wasser, sondern müssen es in Kanistern von einer weiter weg gelegenen Stelle holen. Im Winter ist immer wieder eine Eisfläche auf diesem Wasser, im Sommer kommt manchmal ein Lurch mit durch den Schlauch. Oder aber sie haben ein sehr begrenztes Wasserkontingent an Bord und müssen lernen, damit zu haushalten.
Es sei denn es regnet auch mal in den Bauwagen herein – was durchaus vorkommen kann.
Wasser ist für sie ein kostbares Gut. Bei ihnen fließt nicht das Wasser aus der Leitung, sondern sie laufen zum Wasser. Dadurch erleben sie viel mehr die Natur, die Veränderungen in den Jahreszeiten und selbst am Tag sehen sie die Katze herumstreunen, die sie dann kurz streicheln können und vieles mehr. Sie gehen achtsam mit dem Nass um und wissen es zu schätzen.
Selbst der Regen, der sich in das kleine Häuschen schummelt wird irgendwie auch geschätzt, denn das Lauschen auf das Tropfenlied hat etwas beruhigendes und die Schüssel lehrt sie, flexibel zu sein.
Duschen ist für sie im Winter nur dann mit warmen Wasser möglich, wenn sie vorher mit Holz ein Feuer gemacht haben. Im Sommer legen sie einen Schlauch in die Sonne, die dann das Wasser darin erwärmt. Oder aber sie Duschen von vorneherein einfach kalt!
Duschen ist einfach sehr viel bewusster und eher ein Ritual. Auch hier wird bewusst erlebt, welche Ressourcen nötig sind, um Wasser zu erwärmen und man schätzt dann unter der Dusche genau diese Wärme viel intensiver. Oder aber man wird unwahrscheinlich abgehärtet durch eine kalte Dusche und sitzt dann bibbernd vor dem heißen Ofen im Bauwagen und wärmt sich wieder auf, mit einem Lächeln auf den Lippen, weil man es geschafft hat und nicht erfroren ist. Das Leben ist dadurch viel intensiver, viel kraftvoller. Die Kälte zeigt einem: DU LEBST! Nicht umsonst gibt es Eisbaden – und dort wird viel gelacht, weil man über seine Grenzen geht…
Und wenn man im Wohnmobil, Schiff, Hausboot etc. unterwegs ist, dann hat man das Vorrecht, so viele verschiedene Wasser kennen zu lernen und darin zu schwimmen! Wasserfälle, Meere, Seen. Welch große Badewannen und Whirlpools sind das?!
Ihre Wäsche waschen sie von Hand und die flattert dann vor dem Bauwagen/Wohnmobil zum Trocknen auf einer Leine. Denn sie haben weder Waschmaschine noch Trockner.
Wer seine Wäsche selbst wäscht, der achtet mehr darauf, dass sie nicht so schnell schmutzig wird. Von Hand gewaschene Wäsche wird sauberer als die, die in der Maschine gewaschen wird. Und Luftgetrocknete Wäsche knittert nicht so stark wie im Trockner und sie riecht einfach herrlich frisch!
Wer wenig Wäsche hat, der baut auch eine Art Beziehung zu ihr auf. Sie gehört dann irgendwie auch zu seiner eigenen Persönlichkeit.
Ihr Essen holen sich die Bauwagenbewohner, in dem sie die Mülleimer der Einkaufsläden leeren, die Alleenbäume werden abgeerntet oder sie bauen es einfach selbst an und ernten es auch selbst.
Wie langweilig ist es, einfach nur einkaufen zu gehen, wenn man den Nervenkitzel des Containerns haben kann? Es ist als würde man einen Schatz heben und fette Beute machen und realisiert die Ressourcen Verschwendung. Lebensmittel retten gibt ein gutes Gefühl.
Beim Selbstanbau lernt man unwahrscheinlich viel von dem wie etwas wächst und trainiert seinen Körper.
Und an einer Obstallee zu pflücken ist einfach eine Riesengaudi.Sie haben keinen Fernseher und hinter dem Bauwagen steht ein einfaches Plumpsklo.
Ohne Fernseher haben die Bewohner Zeit zu reden, miteinander zu spielen, ein Buch zu lesen, zu kochen, stricken und vieles, vieles mehr. Es ist Leben in der Bude. Lachen, Quasseln und ein gemütliches Miteinander, anstatt nebeneinander in die Glotze zu starren.
Und Menschen, die unterwegs sind als Lebensstil, die sehen so oder so so viel aus erster Perspektive, direkt und unmittelbar. Da ist ein Fernseher einfach nur ein lästiger Zeitkiller und unnütz.
Strom haben sie nur, wenn die Sonne auf die Solaranlage scheint und so erleuchtet abends immer wieder Kerzenschein oder eine Laterne das Wohnmobil.
Immer Strom zu haben, kann langweilig sein. Mit der Sonnenenergie zu leben, bedeutet flexibel zu sein, sich anpassen zu können. „Dann mache ich die Arbeit mit der Bohrmaschine eben morgen! Oder ich nehme den Handbohrer oder die Handsäge. Das gibt mir auch noch Muskeln.“
Kerzenschein ist so romantisch und macht eine ganz tolle Atmosphäre!
Zudem lebt man so eher mit dem Rhythmus der Natur, was auch sehr gesund ist.
Die Bewohner haben nur gebrauchte Kleidung an, ihr Handy ist bereits mehr als fünf Jahre alt und sie fahren ein verbeultes, altes Fahrzeug – wenn es denn fährt.
Gebrauchte Kleidung ist mehrfach gewaschen und die Giftstoffe sind daher nicht mehr enthalten. Das Handy funktioniert nach wie vor und wird nicht gestohlen, denn so ein vermacktes Ding will eh niemand haben. Und die vielen Beulen im Auto erzählen immer auch eine lustige Geschichte. Unter anderem von Pollern die im Weg standen. Kommt eine neue Beule hinzu muss man sich nicht darüber aufregen, einfach herrlich. Es ist einfach ein Charakterfahrzeug.
Selbstgewählt oder erzwungen?
Solche Lebensformen gibt es zuhauf! Mal mehr und mal weniger so wie ich es beschrieben habe. Wer auf diese Art lebt, ist glücklich und zufrieden! Zumindest dann, wenn es selbst gewählt ist. Und das obwohl es meistens sehr viel beschwerlicher ist als das zivilisierte Leben.
Für diese Leute sind diese Beschwerlichkeiten ein Mehrgewinn für ihr Leben. Sie empfinden es nicht als Last, sondern fühlen sich dadurch sehr viel freier als in ihrem alten Leben.
Für sie sind die Fortschritte unserer Gesellschaft nicht wirklich lebenserleichternd, sondern im Gegenteil. Sie erfordern einen hohen Preis. Ihres Erachtens einen zu hohen, den sie nicht mehr länger bereit sind zu bezahlen.
Wer viel besitzt, ist meist auch unwahrscheinlich abhängig und Sklave seines Reichtums. Angst regiert sie, denn man könnte etwas ja wieder verlieren, oder es wird gestohlen?
Der reichste und freieste Mensch ist der, der nichts mehr zu verlieren hat.
Welche Einstellung hast Du?
Fließen mit dem Fluss des Lebens
Wir haben genau das gelernt, als wir in der Wildnis gelebt haben. Uns anzupassen, mit dem Wind zu gehen, uns treiben zu lassen ohne dagegen anzukämpfen. Wir haben unsere Einstellung geändert.
Wenig zu haben, war für uns ein klares Mehr! Mehr Lebenslust, Zufriedenheit und Freiheit, weniger Sorgen.
Wir haben jedoch bereits vor der Wildnis sehr einfach gelebt und tun das auch danach. Wer die Freiheit geschmeckt hat, will und kann nicht mehr zurück ins Hamsterrad.
Wer gerne ausbrechen möchte aus diesem Hamsterrad, dem kann ich gerne unsere Beratung anbieten.
Und wer mehr über unser primitives und fortschrittliches Leben in der Wildnis erfahren möchte, kann unser Buch hier bestellen. Ich signiere es, falls gewünscht, gerne persönlich!
Ach ja. Einstellung bedeutet: man kann etwas ein stellen. Eine Einstellung kann man überdenken. Und eine Einstellung kann man auch umstellen.